Das Bitcoin Protokoll ist die Grundlage für viel mehr als digitales Geld
Bitcoin ist privates Geld. Es gibt uns die Möglichkeit frei und direkt unser Vermögen zu verwalten. Ohne unmittelbar und sofort in ein Geflecht aus Finanzprodukten und Angeboten zu geraten, deren bürokratischen Overhead wir mit versteckten Gebühren bezahlen. Bitcoins kann niemand konfiszieren, niemand kann das Konto sperren.
Bitcoin ist weit mehr als privates Geld und eine Bezahlmöglichkeit im Internet. Es ist programmiert. In Computersprache werden Werte weltweit und grenzenlos definiert und unveränderbar festgestellt. Ich kann innerhalb kürzester Zeit ohne Bank oder Vermittlungsstelle Geld von Europa nach Afrika überweisen. Über das Internet, mit einem Klick, genauso einfach wie es ist, eine E-Mail zu versenden.
Bitcoin ist eine Software, die über ein weltweit verteiltes Computer-Netzwerk Daten austauscht. Und zwar die gleichen Daten über alle Transaktionen, sodass auf jedem dieser Computer die gleiche digitale Kopie liegt, deren Inhalte niemand für sich beanspruchen oder verändern kann. Das Bitcoin Protokoll, das die zugrundeliegenden Regeln definiert, kann nur im Konsens aller Beteiligten verändert werden. Das sind die Miner, die Software-EntwicklerInnen, die Coin-Exchanges, alle Menschen, die einen Full Node betreiben und wir, die BenutzerInnen.
Bitcoin ist Open Source, das heisst Jeder und Jede kann sich den Quellcode ansehen, überprüfen und sich an der weiteren Programmierung beteiligen. Das ist zum Beispiel das Erfolgskonzept von Linux, eine Open Source Software, die von privaten NutzerInnen, Regierungen, Organisationen und Unternehmen wie Samsung, Siemens, Google, Amazon, Peugeot etc. verwendet wird. Ebenfalls Open Source ist MySQL, eine Datenbank-Software, in der die Inhalte von Millionen Webseiten gespeichert sind. LibreOffice, die kostenfreie Alternative zu Microsoft Office, ist Open Source. Wiki, das Programm, das der Wikipedia Webseite zugrundeliegt ist offen.
Der Erfolg von Open Source liegt im Know-How der Beteiligten und in der Diversität der Gedanken und Überlegungen, die innerhalb eines geschlossenen Kreises wie einem Unternehmen kaum möglich sind. Ohne finanzielle Unabhängigkeit ist jede Prüfung eines Systems unglaubwürdig.
Die Idee des Internets in den 1990er Jahren war es, die Welt offener machen, näher zusammenzurücken und allen Menschen kostenfrei Wissen zur Verfügung zu stellen. Das ist zu einem großen Teil gelungen. Wir können per Videotelefonie mit Freunden, Geschäftspartnern und Familie in Australien oder Südamerika telefonieren und alles im Internet suchen und finden. Und es kostet nichts. Das war vor 20 Jahren undenkbar. Und in 20 Jahren werden Vorgänge über Kryptowährungen und Blockchains laufen, die heute undenkbar sind.
Wir haben noch einmal die Chance ein offeneres Internet zu schaffen. Doch dazu müssen wir alle mitmachen und uns nicht zurücklehnen, abwarten und glauben, es gäbe nur eine Wahrheit und die kommt aus dem Fernsehen und den Boulevardblättern.
Während wir hier in Europa darüber diskutieren, ob Bitcoin eine Blase ist oder nicht, pogrammieren in Asien tausende Menschen disruptive Anwendungen für die Kryptowelt.
Im chinesischen Messenger WeChat kann man jetzt schon ganz einfach Geld überweisen ohne ein online Banking System zu nutzen. Mit M-PESA zahlen Millionen Menschen in Kenia ihre Rechnungen, die keinen Zugang zu einer Bank haben. Das ist gut. Doch eine Kryptowährung wie Bitcoin ist viel mehr.
WeChat und M-PESA sind zentral organisiert. Sie sind Eigentum privater Unternehmen. Wenn diese Firmen Bankrott gehen oder beschließen, dass sie die Gebühren erhöhen oder unsere Kundendaten preisgeben, dann können sie das einfach tun. Wenn die US Regierung wie 2010 Druck auf Paypal ausübt, dann werden Kunden wie damals WikiLeaks sofort die Konten gesperrt. Wir sind dem ausgeliefert. Wie bei Facebook und Google. Entweder wir machen mit, obwohl uns die Nachteile missfallen oder wir müssen uns von den weltgrößten Plattformen selbst ausschließen. Und nicht mal so, kommt man ohne Datensammler davon.
Ja, auch in der Bitcoin Welt gibt es Dienstleister. Firmen und Programmierer, die uns Wallets zur Verfügung stellen, mit denen wir unsere Bitcoin Werte verwalten, Geld überweisen, unsere Buchhaltung führen und Dienstleistungen bezahlen. Es wird wie bisher findige Geschäftemacher geben, die auf dem Bitcoin genauso undurchsichtige Finanzprodukte aufbauen, wie bisher auf dem Euro oder Dollar. Es wird Verbrecher und Nazis geben, die anonyme Zahlungsmittel für ihre Zwecke verwenden. Deshalb darf uns aber nicht die freie Wahl einer Kommunikationsform, die Meinungsfreiheit und die freie Wahl eines Zahlungsmittels verwehrt werden.
Bitcoin könnte von den Nationalstaaten verboten werden, aber wo und wie soll das funktionieren?
Das käme einer Internet Zensur gleich. Nicht einmal in China ist Bitcoin illegal. Aktuell ist es in Bolivien, Ecuador, Kirgisistan, Bangladesch und Nepal verboten. In Japan ist Bitcoin seit April 2017 als Zahlungsmittel anerkannt.
Die Idee von Bitcoin ist viel mehr als Geld und wir müssen die Entwicklung langfristig sehen.
Der Wertzuwachs des Bitcoin, der so gern als Blase bezeichnet wird, liegt in der Natur des Protokolls. In den technischen und gesellschaftlichen Neuerungen und dem Wohlstand, die auf Basis von Kryptographie und dezentralen Anwendungen entstehen werden. Auf diesem Weg wird es viele Misserfolge geben, viele Unternehmen werden scheitern, viele Menschen werden Geld verlieren. So wie in den letzten zwanzig, dreißig Jahren im Rahmen der Enwicklung des Internet auch.
Natürlich wird der Bitcoin-Kurs zwischendurch fallen. Alle, die jetzt Blase schreien, werden dann schulterklopfend recht behalten haben.
Doch die, die Bitcoin und das Konzept dahinter verstehen, können jetzt selbstständig überlegen, ob und wie sie sich beteiligen wollen.
Und sie werden auch recht haben, denn Kryptowährungen sind da, um zu bleiben.
Man kann übrigens auch einen Teil eines bitcoins kaufen (zum Beispiel im Wert von 50.- Euro). Einfach um es auszuprobieren.